Im Namen der Menschlichkeit-
Sozialverträgliches Umzugsmanagement-
Untergang eines Stadtteils dauert inzwischen 40 Jahre
Unter der
Überschrift „ Bruckhausen- ein Stadtteil kämpft“ hat der
damalige Pfarrer von Bruckhausen, Michael Höhn in den 70ziger
Jahren, eine Broschüre in Umlauf gebracht, die an Aktualität
Nichts eingebüßt hat. Schon damals gab es für den alten Duisburger
Stadtteil weitreichende Pläne, Bruckhausen dem Erdboden gleich
zumachen. Der Widerstand der engagierten Bewohnerinnen und Bewohner
hat diese Pläne immer wieder vereitelt und den Totalabriss
verhindert. Die Pläne wurden jedoch nie so ganz vergessen. Seit
nunmehr 2005 wird der Vorort des Thyssen Krupp Konzerns wieder von
Baggern bedroht. Inzwischen haben die Abrissbirnen schon erheblichen
Schaden angerichtet.
All diese Pläne,
so wird gegaukelt und gelogen dienen letztlich nur der Lebensqualität
und der Gesundheit der Bürger. Der seit 40 Jahren drohende Verfall,
mache angesichts sinkender Einwohnerzahlen ein solches Vorhaben
notwendig. Die verantwortlichen Politiker und der benachbarte Konzern
garantieren bei der Umsetzung ein sogenanntes „sozial verträgliches
Umzugsmangement“. Dieser, so häufig verwendete Begriff, lässt
tausende Betroffene im Duisburger Norden inzwischen zusammen zucken.
Nahezu inflationär oft wird hier eine Begrifflichkeit missbraucht,
die in ihrer Umsetzung nicht weniger ist, als die Vertreibung von
Menschen, Vernichtung von Wohnraum und Zerstörung von gewachsenen
Strukturen.
Zur Zeit lebt in
einer der betroffenen Strassen tatsächlich noch Manfred H., offenbar
vergessen wohnt er mit seinem Hund und seinen Katzen in einem Haus,
in dem es keine Fenster mehr gibt, der Lärm der um ihn herum
arbeitenden Bagger und der damit verbundene Staub machen jedes
gesunde Leben unmöglich. Sozial verträglich hat man ihm eine
Wohnung angeboten, die für ihn als schwerbehinderten Menschen alles
andere als barrierefrei ist. Bisher hat man ihm mehrfach um seinen
Umzugswillen zu beschleunigen, mit Steinen die Fenster eingeworfen.
Bisher ist er Verletzungen entgangen, der letzte Stein landete
unmittelbar neben seinem Kopf. Die zerstörten Fenster wurden durch
Plexiglas ersetzt und einfach auf die Rahmen geschraubt. Leider kein
Einzelfall. Viele der Vertriebenen haben sich ihrem Schicksal ergeben
und haben den Stadtteil verlassen.
Auf den
Reissbrettern der zuständigen Planer entstehen längst riesige
Einkaufszentren und andere utopische Bauvorhaben, für deren
Entstehung man eben zu solchen Massnahmen greift. Für die
finanziellen Interessen von Konzernen und Investoren mutet man dem
Duisburger Norden eine Menge zu und das schon mehr als 40 Jahre.
Unter dem Deckmäntelchen von Begrifflichkeiten wie „ Grüngürtel“,
„Sozialverträglichkeit“, „ Chance für den Norden“ und „
Steigerung der Lebensqualität“sollen diese ausschliesslich
kapitalen interessen dienenden Pläne an die Bevölkerung verkauft
werden. Ein Umdenken scheint nicht möglich. Scheinbar alternativlos
werden solche skrupelosen Pläne immer wieder forciert. Eine von den
Konzernen diktierte Politik. Wann und wo ein Stadtteil entsteht oder
abgerissen wird, wird von eben diesen Konzernen entschieden und die
verantwortliche Politik dient als Vollstrecker.
Letztlich ist es
nur dem ewig währendem Widerstand der Betroffenen zu verdanken, dass
oft mit großem Erfolg diese Pläne vereitelt und durchkreuzt wurden.
Eindruck von der
Mahnwache Heinrichstrasse Bruckhausen, 17.4.2012
Sylvia Brennemann
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