"Im Duisburger Rathaus präsentiert man die "Sanierung" als Teil einer städtebaulichen Vision, die "einkommenstarke Haushalte" in die Stadt locken soll. (...)Von der großen Industriegeschichte und der bewahrenswerten Architekturtradition der Stadt ist keine Rede in der Zukunftsphraseologie der Planer. (...) In Duisburg hat man sich jedoch offensiv für die brutale "Lösung" entschieden und zerstört vor aller Augen eine gründerzeitliche Geschichtslandschaft von hohem Denkmalwert. Dort argumentieren die Verantwortlichen vor allem mit der "devastierenden Bausubstanz" - dabei kam die für den Rückbau zuständige Entwicklungsgesellschaft EG DU noch zwei Jahre vor der Abrissentscheidung zu dem Schluss, dass es in dem Jugendstilviertel nur vereinzelte verwahrloste Gebäude gebe.(...) Der Fall Duisburg gibt bundesweit zu denken. Er erinnert daran, wie wichtig es ist, die Lehren aus den dramatischen sechziger und siebziger Jahren nicht zu vergessen: Aus Flächenkahlschlag erwächst keine höhere Lebensqualität. Er löst keine sozialen Konflikte, und selbst aus wirtschaftlicher Sicht haben Orte mit einer gebauten Identität Vorteile im imagegetriebenen Standortwettbewerb. Eine Stadt, die für kurzfristige finanzielle Gewinne ihre städtebaulichen Errungenschaften und Denkmäler opfert, schwächt sich langfristig selbst. (Judith E. Innerhofer, Die Zeit 19, S. 53, 2. Mai 2013)
Sonntag, 5. Mai 2013
"Massakrierte Pracht" Artikel in der "Zeit" vom 2. Mai 2013
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"Im Duisburger Rathaus präsentiert man die "Sanierung" als Teil einer städtebaulichen Vision, die "einkommenstarke Haushalte" in die Stadt locken soll. (...)Von der großen Industriegeschichte und der bewahrenswerten Architekturtradition der Stadt ist keine Rede in der Zukunftsphraseologie der Planer. (...) In Duisburg hat man sich jedoch offensiv für die brutale "Lösung" entschieden und zerstört vor aller Augen eine gründerzeitliche Geschichtslandschaft von hohem Denkmalwert. Dort argumentieren die Verantwortlichen vor allem mit der "devastierenden Bausubstanz" - dabei kam die für den Rückbau zuständige Entwicklungsgesellschaft EG DU noch zwei Jahre vor der Abrissentscheidung zu dem Schluss, dass es in dem Jugendstilviertel nur vereinzelte verwahrloste Gebäude gebe.(...) Der Fall Duisburg gibt bundesweit zu denken. Er erinnert daran, wie wichtig es ist, die Lehren aus den dramatischen sechziger und siebziger Jahren nicht zu vergessen: Aus Flächenkahlschlag erwächst keine höhere Lebensqualität. Er löst keine sozialen Konflikte, und selbst aus wirtschaftlicher Sicht haben Orte mit einer gebauten Identität Vorteile im imagegetriebenen Standortwettbewerb. Eine Stadt, die für kurzfristige finanzielle Gewinne ihre städtebaulichen Errungenschaften und Denkmäler opfert, schwächt sich langfristig selbst. (Judith E. Innerhofer, Die Zeit 19, S. 53, 2. Mai 2013)
"Im Duisburger Rathaus präsentiert man die "Sanierung" als Teil einer städtebaulichen Vision, die "einkommenstarke Haushalte" in die Stadt locken soll. (...)Von der großen Industriegeschichte und der bewahrenswerten Architekturtradition der Stadt ist keine Rede in der Zukunftsphraseologie der Planer. (...) In Duisburg hat man sich jedoch offensiv für die brutale "Lösung" entschieden und zerstört vor aller Augen eine gründerzeitliche Geschichtslandschaft von hohem Denkmalwert. Dort argumentieren die Verantwortlichen vor allem mit der "devastierenden Bausubstanz" - dabei kam die für den Rückbau zuständige Entwicklungsgesellschaft EG DU noch zwei Jahre vor der Abrissentscheidung zu dem Schluss, dass es in dem Jugendstilviertel nur vereinzelte verwahrloste Gebäude gebe.(...) Der Fall Duisburg gibt bundesweit zu denken. Er erinnert daran, wie wichtig es ist, die Lehren aus den dramatischen sechziger und siebziger Jahren nicht zu vergessen: Aus Flächenkahlschlag erwächst keine höhere Lebensqualität. Er löst keine sozialen Konflikte, und selbst aus wirtschaftlicher Sicht haben Orte mit einer gebauten Identität Vorteile im imagegetriebenen Standortwettbewerb. Eine Stadt, die für kurzfristige finanzielle Gewinne ihre städtebaulichen Errungenschaften und Denkmäler opfert, schwächt sich langfristig selbst. (Judith E. Innerhofer, Die Zeit 19, S. 53, 2. Mai 2013)
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