Papusa |
Nach der Räumung aus ihrer Wohnung an der Gillhausenstraße ist die sieben köpfige Familie bei Schwägerin Livia nebenan untergekommen. Livia lebt in einer 2,5 Zimmer Wohnung mit ihrem Mann, den drei Kindern und ihrer Schwiegermutter. Jetzt ist es sehr eng geworden, für Luca eine Zumutung. Sie schüttelt mehr denn je, sprechen möchte sie meistens nicht. Überhaupt ist ihr Gesicht gezeichnet, die gut 60-jährige geht nur noch sehr schleppend und beschwerlich und fragt immer wieder nach, wann sie denn endlich sterben dürfe. Während der Räumung bricht Papusa immer wieder zusammen, völlig entkräftet fragt sie was sie falsch gemacht hat, wofür sie bestraft würde.
Gülsen |
Am 29.11.2017 dann, gegen 9 Uhr morgens hatte sich die sogenannte Task Force Zutritt zur Wohnung verschafft. Mitarbeiter des Ordnungsamtes laufen durch die Wohnung und überprüfen die Papiere der Familie. Sie sind unfreundlich und wollen jedes Zimmer sehen, Notizen werden gemacht. Derya weint, Güsen kennt das Vorgehen bereits von den Erzählungen verschiedener Freunde und Bekannten. Das Haus und auch ihre Wohnung findet Gülsen völlig in Ordnung, sie hofft noch, daß es bei der Überprüfung bleibt. Die Behördenmitarbeiter verlassen die Wohnung um kurz danach mit der Ansage wieder zu kommen, es bestünde Gefahr in Verzug, die Familie müsse binnen zwei Stunden die Wohnung verlassen. Man könne ein paar Habseligkeiten zusammenpacken und dann raus. Die Familie erhält eine Kontaktnummer beim Ordnungsamt, dort könne sie einen Termin machen um ein weiteres Mal in die Wohnung zu gehen. Gleich am nächsten Tag möchte Gülsen dann doch noch ein paar Sachen holen, u.a. den Schulranzen ihres Sohnes. Bis dahin war die Familie gefasst und guter Hoffnung bald wieder in die Wohnung zu können. Die Miete sei immer bezahlt worden, das Haus in einem akzeptablem Zustand. Als sie dann mit einem Mitarbeiter der Behörde ihre Wohnung betritt, ist die komplette Wohnung verwüstet, das TV Gerät, die Geschenke für Derya und die Kaffeemaschine sind weg, Schubladen wurden aus den Schränken gerissen, Gülsen ist fassungslos, sie erkennt ihre Wohnung nicht wieder.
Die Stadt Duisburg, verantwortlich für die Gebäudesicherung, sollte für den entstandenen Schaden aufkommen, so die Mutmassung des hinzu gezogenen Anwaltes. Gülsen ringt auch Tage später noch um Fassung, sie versteht nicht, warum die Stadt Duisburg ihr das Leben derart schwer macht. Deryas Geburtstag wurde im kleinen Kreis in der Wohnung von Freunden in der Rudolfstraße gefeiert, bei der die Familie zunächst mal unterkommen konnte.
Text: Sylvia Brennemann Fotos: Katrin Gems
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