Montag, 7. Dezember 2015

Artikel "Schluss mit grüner Wiese" in der Welt und weitere Abrisse in Duisburg-Laar

"Die Ankündigungen klingen wie Kriegsberichte. "Wohnungsbauoffensive in NRW: Strategie für fast 120.000 neue Wohnungen. Flächenbedarf von fast 2500 Fußballfeldern." Ganz ungeniert wird hier unter dem Vorwand der Flüchtlingskrise ein Ressourcenverbrauch propagiert, der in krassem Gegensatz zu allen guten Sitten in Städtebau und Raumordnung steht. NRW-Bauminister Michael Groschek (SPD) sagt dazu: "Wir richten unsere Strategie konsequent auf den Wohnungsneubau aus, sowohl den geförderten als auch den frei finanzierten."

Lediglich 80.000 Wohnungen sollen im Bestand entstehen – also dort, wo schon Gebäude und Infrastruktur vorhanden sind und nur noch hergerichtet werden müssen. Kein Wort darüber, dass allein im Ruhrgebiet laut Zensus 325.000 Wohnungen leer stehen.

Keine noch so leise Kritik auch an der Baupolitik in Städten wie Duisburg, wo noch immer Altbauten blockweise abgerissen werden, um Platz für Straßenbegleitgrün zu schaffen. Und die Neubaueuphorie des Ministers hat einen einfachen Grund: Groschek kommt selbst aus der Immobilienbranche. Und die Instandsetzung bestehender Gebäude ist für dieses Gewerbe wenig lukrativ." 

Schreibt Dankwart Guratzsch heute in der "Welt".



Währenddessen geht die Abrisspolitik in Duisburg mit Unterstützung des Bauministeriums NRW fröhlich weiter, nun ist Duisburg Laar an der Reihe, über dessen Dächern ein neues Drahtwalzwerk des Konzerns Arcelor Mittal entsteht. 

Abriss der in der Friedrich-Ebert-Straße in Laar am 07.12.2015
 

Mittwoch, 4. März 2015

Das zerrissene Herz - Die andere Einladung zu einer Diskussion über Städtebau in Duisburg am 20.03.2015



Die Duisburger Akzente, veranstaltet von der Duisburger Marketingesellschaft, haben dieses Jahr die "Heimat" zum Thema. Und als wäre das nicht schon unverschämt genug, setzt diese Veranstaltung dem ganzen die Krone auf: 

"Verlorengegangene Heimat -Verweigerte Heimat" 


Minister Groschek und zwei Duisburger Dezernenten, von denen zumindest zwei (Groschek und Tum) an der Zerstörung Bruckhausens verantwortlich beteiligt waren/ sind, machen Eiapopeia zum Thema Heimat.

Wir wollen das nicht unwidersprochen lassen, zudem die Podiumsdiskussion der hohen Herren im WDR gesendet werden soll, die Diskussion mit den Bürgern aber selbstverständlich nicht. Deshalb hier der Aufruf an alle interessierten Bürger und Bürgerinitiativen: Diskutieren wir an dieser Stelle doch einmal den Umgang der Stadt und des Landes mit den Wünschen und berechtigten Forderungen der Bürger und zeigen wir deutlich unseren Unmut. Denn mit der Errichtung der Betonmauer in Bruckhausen ist die Entrechtung der Bevölkerung noch lange nicht beendet. In Bruckhausen wird wieder abgerissen werden, in Laar soll es weitergehen, der Zinkhüttenplatz ist immernoch in Gefahr und auch am Bahnhofsvorplatz werden die Wünsche der Bürger komplett ignoriert, Stichwort Platanen. 

Sonntag, 8. Februar 2015

Häuserkampf

Kriminalhörspiel von Ulrich Land

für Deutschlandradio Kultur
Dramaturgie: Torsten Enders
Regie: Sven Stricker
Ursendung: 23. Februar 2015, 21:3o Uhr


Einladung zum Hinhören


Ein Hörspiel mit real existierendem Hintergrund: Im traditionell "armen" Nordwesten des Ruhrgebiets, in Duisburg-Bruckhausen wurden 2013/14 circa 170 gründerzeitliche, zum Teil denkmalgeschützte Wohnhäuser in Schutt und Asche gelegt. Etwa 1500 Personen mussten ihre Wohnungen bzw. Häuser verlassen. Vor allem Migranten, alteingesessene Bruckhauser, Hartz-IV-Empfänger. Bis auf den heutigen Tag harren einige Bürger mitten in ihrem Viertel aus, während um sie herum die Planierraupen ihr Handwerk verrichten. Hinter dem beamtendeutsch-euphemistisch "Rückbau" genannten Projekt steckt ein skandalöser Deal zwischen ThyssenKrupp Steel und der Stadt Duisburg, die finanziell seit Jahren mit dem Rücken an der Wand steht. Der Stahlkonzern – seines Zeichens größter Arbeitgeber in Duisburg – spendete der Stadt 35 Millionen €. Unter der Maßgabe, dass man mit diesen Geldern das so genannte "Problemviertel" Bruckhausen direkt vor der Werksmauer durch eine Grünanlange ersetze. Für ThyssenKrupp zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen lässt sich so die Werkszufahrt beträchtlich aufhübschen, da man ohnedies das Image des schmutzigen Stahlkonzerns im abgewrackten Ruhrpott loswerden möchte. Und zum anderen kann man so dem inzwischen gesetzlich vorgeschriebenen Abstand zwischen Schwerindustrie und Wohngebieten wenigstens ansatzweise näher kommen. In Bruckhausen also wurde im Interesse eines Großkonzerns und einer notorisch klammen Kommune die "Entmietung" von Hunderten von Wohnungen betrieben, anderthalbtausend Einzelschicksale standen zur Disposition.



 Was man für eine Posse aus dem Bilderbuch des Meltingpots Duisburg zwischen Hochöfen, Abrissbirnen und stadtplanerischer Hilflosigkeit halten könnte, ist doch bittere Realität! Und so sind auch die Personen dieses Hörspiels durchaus nicht frei erfunden – wenn auch mit fiktiven Namen ausstaffiert. Die hochbetagte "Frau Hoffmann" etwa hat nach ihrer Umsiedlung noch wochenlang in ihrer leergeräumten Wohnung gehaust, die sie nicht im Stich lassen wollte und konnte. Von den letzten noch verbliebenen türkischen Nachbarn wurde sie mit warmem Essen versorgt, nachdem das Entrümplungskommando die Möbel unten auf dem Bürgersteig aufgetürmt hatte.

Der Abriss Bruckhausens: Ein Verbrechen an den Ruhrpott-Leuten, das nur so nach einem Verbrechen schreit! Zumal dann, wenn es exakt vor der Kulisse stattfindet, wo etliche Schimanski-Streifen gedreht wurden. Nicht nur der alte Hochofen ist jetzt verschwunden, sondern auch die Wohnstraßen davor und die Menschen, die sie bevölkerten! Insofern setzt dieses Krimihörspiel Bruckhausen und seinen Bewohnern ein Denkmal.

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Dienstag, 20. Januar 2015

Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errrichten...

...ist in Bruckhausen in den letzten Monaten zum geflügelten Wort geworden. Natürlich wird niemand eingesperrt und es gibt auch keine Selbstschussanlagen, aber die Sichtschutzmauer für vorbeifahrende ThyssenKruppmanager weckt rein ästhetisch doch Assoziationen... Auch Ausdrücke wie "Ecke Dieselstraße" bekommen eine völlig neue Bedeutung. Die Herren sollten in ihren flotten Limousinen lieber nicht zu lang verweilen, gaaaanz schlechtes Feng-Shui... Das Mauermonster toppt die Geschmacklosigkeit aber noch mit eingefräßten Bruckhausenmotiven... Man kann nur froh sein, dass sie schlecht zu erkennen sind, müsten sie sonst doch ständig Tränenströme und Brechreiz auslösen, da sie gerade die alten Ansichten zeigen, die für das Betondings mutwillig zerstört worden sind.
 
Herr Groschek hat vor einigen Wochen verlauten lassen, er spüre, dass der "Grüngürtel" von der Bevölkerung angenommen würde. Wir wären ja froh, wenn wir sicher sein könnten, dass er noch etwas spürt, aber in diesem Fall muss man eindeutig  von Wahrnehmungsstörungen sprechen.